Am vergangenen Samstag haben wir bei schönstem Frühlingswetter unsere Mitgliederversammlung abgehalten. Nach den Grußworten unserer Gäste, Bernd Westphal (MdB) und Markus Brinkmann (MdL) und einer kurzen Diskussion der Lage in Bund und Land wurde abgestimmt.

Nicht nur im Bund geht es mit der sozialen Demokratie bergauf! Einstimmig nominierten unsere Mitglieder Lukas Schlemeyer nach einer kurzen, aber mitreißenden Ansprache.

Was uns so ergriffen hat? Lest es selbst...

"Wir müssen auf alle Ortsteile gucken, denn von dem demografischen Wandel sind vor allem die kleineren Ortschaften am stärksten gefordert"

Liebe Genossinnen, liebe Genossen, lieber Bernd, lieber Markus,

wir haben es bald geschafft.

Ich möchte zu allererst dem Vorstand und den Teilnehmern der Klausurtagung danken, dass sie sich für mich ausgesprochen haben.

Ich mag Demokratie und ich mag Wettbewerb, also hätte ich mich sehr über weitere Bewerber zur Kandidatur gefreut.

Dennoch fiel die Wahl auf mich recht einstimmig aus und das erleichtert Euch gleich die Abstimmung.

Aber deshalb will ich Euch jetzt gar nicht um Eure Stimme bitten, sondern um etwas ganz Anderes.

Doch erbitte ich vorher noch einen Moment Eurer Zeit.

Ihr habt zuerst ein Anrecht darauf, mehr über mich und meine Agenda zu erfahren, auch wenn die meisten von Euch mich kennen.

Das meiste stand schon alles in der HAZ, dafür vielen Dank Herr Wedig.

Ich bin kein Verwaltungsmensch. Das ist richtig und ich bin recht froh darüber.

Ich habe bei der ältesten und je nach dem, wen man fragt, erfolgreichsten Bürokratie der Welt gelernt. Ich habe katholische Theologie studiert. Weniger Verwaltungswissenschaften, als die Richtung, aus der auch Papst Franziskus kommt. Die Theologie der Befreiung, Glauben durch Teilhabe. Linker Kram, würde man heute sagen. Sie wurde lange Zeit verdammt, weil sie sich stark am historischen Materialismus – Marx – orientiert hat.

Ich habe es studiert, weil mich an der Religion vor allem der Mensch interessiert hat. Und weil ich eine klassische Algermissener Sozialisation durchlaufen bin.

Ich bin Algermissener und damit katholisch. Und damit wurde ich Meßdiener und hatte eine Menge Spaß.

Verwaltung hat damit wenig zu tun.

Nach dem Studium bin ich nach einigem Rum-Irren zum Landhandel Weiterer gegangen. Nicht im Büro, sondern an der frischen Luft. Bauern, LKW-Fahrer, Handlanger, Kanalschiffer.

Ich habe das Salz der Erde genossen und mit jedem gesprochen, viel gehört und viel gesehen.

Jetzt bin ich Vater, Haus- und Ehemann. Ich laufe, gemeinsam mit meinem kleinem Felix, vielen über den Weg und viele laufen mir über den Weg. Ich höre viel, sehe viel, rede viel. Wie Ihr merkt.

Und was ich höre ist, dass die Menschen nicht nur verwaltet werden wollen. Sie wollen mehr. Wir wollen mehr.

Was wollen sie?

Vor allem, dass man Ihnen zuhört.

Genossinnen und Genossen, liebe Freunde, ich kann Verwaltung.

In unserer Leibnitz-Uni war ich zum Schluss meines Studiums als Obmann für das Wohl und Wehe von 20.000 Studenten zu ständig.

Ich habe Studiengänge deutschlandweit konzipiert und akkreditiert.

Ich habe sogar mal ein Praktikum in unserem schönen Rathaus abgeleistet.

Wie gesagt, ich kann Verwaltung, ich halte das nur nicht für essentiell.

Ich werde kein Verwaltungsmensch, mir reicht es erstmal, wenn ich Mensch bin.

Zuhören, statt Verwalten.

Herr Wedig hat darauf hingewiesen, dass ich auch kein politisches Schwergewicht bin.

Im nächsten Satz hat er zwar geschrieben, dass ich auch Politik studiert habe, aber das hat wohl kein Einfluss auf mein Gewicht.

Gott sei Dank.

Auch ein Politisches Schwergewicht will ich nicht werden.

Mit dem, was ich mit Euch in den letzten zwei Jahren erreicht habe, bin ich zufrieden. Auch wenn in der HAZ am Ende immer ein anderer Name drunter steht, haben wir viel erreicht.

Das Abreißen des Schlichthauses, dieses Schandfleckes, steht an.

Der Hausmeister, um den die Schulen seit Jahren betteln, haben wir durchgesetzt.

Der Feuerwehrbedarfsplan, der vehement von der CDU abgelehnt wurde, wird angegangen.

Tempo 30 vor Kitas, das zwei Jahre im Ortsrat und vom Bürgermeister blockiert wurde, ist jetzt alle Nase lang Thema in der HAZ und es wird keine zwei Jahre mehr dauern, bis wir auch den Landkreis von der Sinnhaftigkeit überzeugt haben.

Das sind vielleicht nur Kleinigkeiten, aber für mich ist das Einiges. Ich musste schweren Herzens einsehen, dass politische Prozesse langwierig sind. Vor allem, wenn man in der Opposition ist.

Ich wünschte mir, dass es anders wäre, aber daran arbeiten wir ja. Heute und hier.

Den auch wenn Algermissen nach außen hin glänzt, gibt es Etliches, was unter der Oberfläche brodelt.

Die Verkehrslage ist, jenseits vom Tempo 30, oft katastrophal. Bledeln als Durchfahrtsort, die Neue Straße, als Durchfahrtsstraße, der Verkehr auf der Marktstraße. Was passiert, wenn der Kanal ausgebaut werden sollte steht da noch in den Sternen.

Der Bauhof, der notorisch unterbesetzt ist und in einem Gebäude haust, das nicht mal den Grundsätzen der 70er entspricht.

Die Feuerwehr, die zwar noch einsatzfähig ist, aber das auch nur noch bedingt und grenzwertig, wie es der Bedarfsplan klar aufzeigt.

Und nicht zuletzt die Schulen, Algermissen, wie hier in Lühnde. Es ist gut und richtig, dass Algermissen seinen Anbau erhält, aber darüber hinaus darf man den Bestand nicht vergessen. Und bisher wurde er das.

Kinderfreundlichkeit darf einfach nicht am Kindergarten enden.

Das sind alles Kleinigkeiten. Die Hausaufgaben jeder Kommune. Brot und Butter.

Beurteilt selbst, welche Note wir für diesen Investitionstau bekommen würden.

Ich wünschte mir, ich könnte direkt mit den Großen Visionen beginnen.

  • Ein Dorfgemeinschaftshaus für Lobke, zum Beispiel. Indem es im Moment gar nichts in der Richtung gibt.

Aber wir müssen auf alle Ortsteile gucken, denn von dem demografischen Wandel sind vor allem die kleineren Ortschaften am stärksten gefordert. Wo gehen die Alten einkaufen? Wo die Jungen zur Schule. Was machen wir mit den Abgehängten?

Ein Bledeln, Ummeln, Wätzum oder was auch immer First, darf es nicht geben. Aber ebenso wenig ein „Algermissen First“.

  • Eine Umgestaltung der ABEG, für mehr Transparenz und… Teilhabe, sodass wir diese als Werkzeug benutzen können, um den Herausforderungen Wohnraummangel und Demografischer Wandel begegnen können. Bisher nur eine Vision.

Mehr Algermissen für Alle. Mehr Teilhabe, Mehr Vertrauen, Mehr Miteinander.

Das ist meine Vision.

Ich weiß, dass es heißt: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Aber wenn wir alle die selbe Vision haben, hilft auch kein Arzt mehr.

Ich alleine schaffe das nicht, das weiß ich und hier komm ich zu meiner Bitte:

Schickt mich nicht nur ins Rennen um die Bürgermeisterschaft.

Lasst uns gemeinsam an den Start gehen. Lasst uns gemeinsam Rennen.

Und dann gehen wir gemeinsam durchs Ziel.

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit

Unser Kandidat Lukas Schlemeyer

Nach so einer persönlichen Einstimmung verbrachten wir bei italienischen Köstlichkeiten einen sehr schönen Abend mit unseren ca. 50 Gästen. Vielen Dank allen, die dabei waren und unserem Kandidaten Lukas die allerbesten Glückwünsche!