Sicherheitspolitik in unruhigen Zeiten – Rückblick auf einen erfolgreichen Diskussionsabend in Bledeln

Am Abend des 3. April lud der SPD-Ortsverein Algermissen zu einer spannenden Veranstaltung in den Klugschen Saal in Bledeln ein. Rund 20 interessierte Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung, um gemeinsam über die sicherheitspolitische Lage Europas zu diskutieren. Unter dem Titel „Europa und Deutschland in Gefahr? Sicherheits- und Verteidigungspolitik zwischen Krieg, Krisen und neuen Allianzen“ gab der Referent Anton Hahn, gebürtig aus Algermissen und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Henry-Kissinger-Lehrstuhl für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn, fundierte Einblicke in die sicherheitspolitischen Umbrüche der Gegenwart.
In seinem rund 50-minütigen Vortrag zeichnete Hahn ein umfassendes Bild der aktuellen geopolitischen Lage. Er machte deutlich, wie sich die weltpolitische Ordnung in den vergangenen Jahren massiv verschoben hat: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wirke dabei nicht nur als Auslöser, sondern auch als Katalysator eines tieferliegenden Systemkonflikts zwischen autoritären und demokratischen Machtblöcken. Zentraler Bestandteil des Vortrags war die kritische Betrachtung der sicherheitspolitischen Rolle der Vereinigten Staaten, insbesondere mit Blick auf die NATO. Hahn zeigte auf, dass sich die USA zunehmend aus sicherheitspolitischen Verpflichtungen in Europa zurückzuziehen drohen. Für Europa, so Hahn, bedeute das: Mehr Eigenverantwortung und Handlungssouveränität in der Verteidigungspolitik sind unumgänglich.
Lars Zeugner, Vorsitzender der SPD in der Gemeinde Algermissen zu den Hintergründen der Veranstaltung: „Fast täglich steht unsere Bundeswehr und unsere Verteidigungsfähigkeit in den Schlagzeilen, am Stammtisch oder beim Abendessen wird über die Widereinführung der Wehrpflicht diskutiert. Das haben wir als Anlass genommen, faktenbasiert und groß gedacht auf das Thema zu schauen. Wo stehen wir als Bundeswehr eigentlich? Wie abhängig sind wir von den USA wirklich? Diese Fragen wollten wir klären und auch kritisch die Arbeit der Bundesregierung beleuchten. Fakt ist: In den letzten Jahrzehnten wurde zu wenig getan. Nun stehen wir vor einer riesigen Aufgabe, die nur mit Mut zu bewältigen ist.“
Im zweiten Teil des Vortrags stellte Hahn die Reaktionen europäischer Staaten vor – von EU-Initiativen wie „ReArm Europe“ über bilaterale Kooperationen bis hin zur Idee einer eigenständigen nuklearen Abschreckung ohne US-Beteiligung. Er betonte die Herausforderungen gemeinsamer Rüstungsbeschaffung, den Nachholbedarf bei der Einsatzbereitschaft europäischer Armeen sowie strukturelle Defizite, etwa bei der militärischen Kommunikation oder der Truppenverlegbarkeit.
Besonderes Augenmerk galt am Ende der Frage: Welche Rolle kann und sollte Deutschland künftig in Europa spielen? Hahn warf einen Blick auf aktuelle politische Entwicklungen, etwa die geplanten Ausgabenerhöhungen im Verteidigungshaushalt, die Diskussion über eine Rückkehr zur Wehrpflicht sowie neue NATO-Fähigkeitsanforderungen ab Oktober 2025.
Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine lebendige Diskussion mit dem Publikum. Dabei ging es unter anderem um die Bedeutung der Wehrpflicht und die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr, um die Rolle Chinas, aber auch um die Frage, wie man sicherheitspolitische Bildung auf lokaler Ebene stärken könne.
Der SPD-Ortsverein Algermissen dankt Anton Hahn herzlich für seinen ebenso fundierten wie verständlichen Vortrag und allen Besucherinnen und Besuchern für ihr Interesse und die engagierte Diskussion. Die Veranstaltung hat gezeigt: Auch in kleinen Gemeinden ist das Bewusstsein für große sicherheitspolitische Fragen vorhanden – und der Wille, sich aktiv mit der Zukunft Europas auseinanderzusetzen.